Pfälzer Restaurantführer

Trippstadt
IMMENHOF

Wenn man eines ohne Furcht eines Widerspruchs behaupten kann, dann dies: Die Kochkunst im »Immenhof« wird mitnichten täglich
neu erfunden. Auch nicht wöchentlich oder jährlich. Streng genommen wurde sie überhaupt noch nicht neu erfunden, sondern bewegt
sich in der glorreichen Vergangenheit. So wie Patron Peter Kerschnitzki kocht, arbeiteten die vornehmen Gasthöfe in den Sechzigern und
Siebzigern des vergangenen Jahrhunderts, bevor irgendwer an Nouvelle Cuisine oder gar an Molekularküche und Avantgarde dachte. Weil aber alle anderen inzwischen eine mehr oder weniger moderne Art des Kochens pflegen, ist Kerschnitzkis Karte plötzlich wieder im Trend.
Man könnte den »Immenhof« vermarkten als nostalgisches Ensemble, als Gastromuseum!
Aber ob der 76-jährige Chef das will? Er betreut seine Stammgäste, das Kochen macht ihm nach wie vor Spaß, an Ruhestand denkt er offenbar nicht ernsthaft.
Wir bekamen einen Platz auf der Terrasse angeboten, auf einer idyllischen Aussichtsplattform, die im tiefsten Pfälzerwald liegt.
Wer nicht weiß, dass hier empfehlenswert gekocht wird, kommt gar nicht erst her. Gebeizten Lachs mit Dillsenfsauce bietet die Karte, Flusskrebsschwänze mit Ananas (die nahmen wir und bekamen eine gewaltige Portion Krebsfleisch mit frischer Ananas) oder ein halbes Dutzend Weinbergschnecken. Danach vielleicht Ochsengulasch, wie der Chef es mag, oder Filetgulasch Stroganoff. Rinderfilet Pariser Art gilt als Klassiker des Hauses, wird mit Pfefferrahm und Nudeln verfeinert. Unser Cordon Bleu war aber
auch tadellos – aus dem Kalbsrücken geschnitten, sorgfältig gefüllt, akkurat paniert. Das Ananas-Basilikum-Sorbet, mit dem wir den Abend beschlossen, wirkte da schon fast modern –Traditionalisten bekämen auch Crêpes mit Vanilleeis oder Coupe Danmark.
Außer ein paar pfälzischen Weinen bietet der »Immenhof«-Keller auch das, was schon in den Sechzigern und Siebzigern gern konsumiert wurde – Côtes du Rhône, Bordeaux oder Champagner. Erstaunlicherweise fühlt sich das alles nicht an wie in einem Museum, sondern wie in einem sehr sympathischen, bestens geführten Restaurant. wf

FAZIT:
Yvonne und Peter Kerschnitzki führen
ihr Nostalgie-Restaurant seit Jahrzehnten
und setzen auf eine klassische Art
des Kochens. Die traumhafte Terrasse
ist ein weiterer Vorzug.